Das bekannteste Werk Giovanni Battista Pergolesis, Stabat Mater, wurde in einem Passionskonzert in der evangelischen Kirche St. Peter a. d. Berg in Taunusstein-Bleidenstadt aufgeführt. Die Solistinnen Kerstin Schimmer (Sopran), Julia Heigl (Mezzosopran), das Vokalensemble Cantando Cantabile und die Kammerphilharmonie Rhein-Main interpretierten das Werk in überzeugender Weise.
Schon im ersten Teil des Stückes vermittelte das Vokalensemble Cantando Cantabile mit kultivierter Tongebung und empfindsamer Phrasierung die Eindringlichkeit des Bildes der leidenden Mutter Maria im Angesicht der zum Tode führenden Qualen des Gottessohnes. Ohne jedes falsche Pathos gestalteten die Sängerinnen auch in den weiteren dem Chor überlassenen Teilen die Aussage des Textes in einer der Komposition angemessenen Transparenz.
Die Solistinnen sponnen den vom Chor begonnenen Faden, ob solistisch oder in Duetten, ausdrucksvoll weiter. Besonders bestach die warme, auf jedes Forcieren verzichtende Stimme Julia Heigls, auffallend schöne geführt im „Eja mater fons amoris“ (Gib, o Mutter, Born der Liebe) und im „Fac ut portem Christi mortem“ (Lass mich Christi Tod und Leiden). Ein Mezzosopran mit beachtlichen Ausdrucksmöglichkeiten: leichte Höhe und abgerundete Tiefe.
Kerstin Schimmer, wie auch Julia Heigl, Studentin Ursula Otts an der Wiesbadener Musikakademie, gefiel besonders durch ihre ausdrucksstarke Höhe zum Beispiel im „Cujus animam gementem“ (Durch die Seele voller Trauer), wo selbst im Forte das vorgeschriebene Tremolo nicht schrill wird, sondern gekonnt die Grenze zwischen dramatischem Ausdruck des Textes und kontrollierter Tongebung ausgelotet wird.
Dem engagierten, unaufdringlichen Dirigat Arnulf Reinhardts folgend gestaltete sich so ein rundum geschlossener Eindruck. Kontrastreiche Tempiwahl und eine der Komposition innewohnende Dynamik wurde vom Dirigenten präzise vermittelt und charakterisierten bei aller Empfindsamkeit eine gut strukturierte Aufführung. Die Kammerphilharmonie Rhein-Main, mit ihrem Orchesterchef Holger Pusinelli, erwies sich als zuverlässiger Partner. Offensichtlich gut vorbereitet gelang auch seitens des Orchesters ein von intensivem musikalischen Erspüren und der Bereitschaft zum gemeinsamen Musizieren geprägtes Zusammenspiel. Das bewies schon die dem „Stabat Mater“ vorausgegangene Aufführung des Konzertes für Oboe und Streicher von Allesandro Marcello. Präzise Einsätze, runder Streicherklang und – wenn verlangt – unmittelbare Korrespondenz mit der Oboe boten der Solistin Daniela Schimmer die adäquate Begleitung. Mit durchweg schlankem Ton formte die Solistin einen wunderschönen 2. Satz (Adagio) und kontrastierte im 3. Satz (Presto) mit ungeheurem Verve.
Taunussteiner Stadtnachrichten Mai 2001