Kulturagentur Reinhardt
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Presseberichte 2001

Zum Geleit für Quarzes Gelassenheit

Zwar hatte Richard Rudolf Klein seinen 80. Geburtstag schon im Mai 2001 begangen, doch wurde es Spätsommer, bis der Kulturkreis Glashütten alle Kräfte für eine musikalische Geburtstagsmatinee im Bürgerhaus der Gemeinde, in der der Komponist seit nunmehr 40 Jahren wohnt, bündeln konnte.

Komponisten sind zumeist darauf angewiesen, Interpreten zu finden, die sich den Herausforderungen ihrer Novitäten stellen. Dies gilt in besonderem Maß für Klein, der unbeirrbar seine eigene Sprache abseits von Forderungen der Avantgarde gesucht hat und sich heute in vielem bestätigt fühlen darf, was die junge Generation wieder für sich entdeckt hat. Verständlichkeit ist eine Tugend, die man nicht mit Oberflächlichkeit oder hoffnungsloser Obsoletheit verwechseln darf.

Wohl mag manch einer die Nase über die sanften Verse Werner Begerngruens rümpfen, die Klein seinen „Zauber- und Segenssprüchen“ von 1995 zugrunde gelegt hat. Werden sie jedoch so delikat, lupenrein, gleichsam mit „des Quarzes Gelassenheit“ dargeboten, wie dies das Vokalensemble „Cantando Cantabile“ tat, so kann diese feingestimmten Miniaturen, deren märchenhafte Symboli, „die Hoffnung auf eine bessere Welt“ (Klein) wachhält, ebenso goutieren wie den älteren sechsteiligen Zyklus „Zwischen Traum und Wachen“, der Texte von Weinheber, Keller und Morgenstern vereint. Auch hier verdient die Arbeit des Taunussteiner Dirigenten Arnulf Reinhardt, der nur für die Grußworte in Erscheinung trat, hohes Lob: Es ist kein leichtes, zehn Frauenstimmen zu solch homogenen ausgewogenem, dabei transparenten Ensembleklang zu vereinen. Bei Frank Walter waren die dezenten, bisweilen spielerisch durchpulsten Klavierbegleitungen in besten Händen.

Lange schon ist der Hofheimer Pianist Matthias Fuchs mit den Klavierwerken Kleins vertraut. An diesem Morgen bot er die sechste der frühen Sonatinen: temperamentvoll in den Ecksätzen, versonnen im Andante. Virtuosität war für die „Passionata“ aus der Gruppe der Toccaten angesagt. Fuchs begegnete auch dieser Herausforderung mit Spielwitz und Klangsinn fürdie bitonal schillernden Harmonien. GS 

Frankfurter Allgemeine Zeitung 11.09.2001

 

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© Arnulf Reinhardt